„Unaufhaltsam“ – so kann man die Verbreitung des Evangeliums in China nennen. Immer mehr Hauskirchen entstehen im Untergrund in einem solchen Tempo, dass die heutigen Zahlen morgen schon wieder alt sind. Die simple Wahrheit des Evangeliums und die persönlichen Zeugnisse der Christen treffen Menschen genau dort, wo nach einer langen Zeit der Armut und Not zumindest in den Großstädten jetzt eine Entlastung und ein höherer Lebensstandard eingekehrt sind, und damit auch ein starker geistlicher Hunger entstanden ist. Derzeit gibt es schätzungsweise mehr als 97 Millionen Christen in China; täglich werden es mehr.
VERFOLGUNG
Auf der anderen Seite berichtet Open Doors, dass seit 2018 noch striktere Religionsvorschriften eingesetzt wurden, mit denen Christen in China so stark verfolgt werden wie zuletzt während der Kultur-revolution in den 60er und 70er Jahren: Gemeinden und Pastoren werden überwacht, Razzien werden durchgeführt, Gebäude zerstört und Kirchen geschlossen. Online mit Bibeln zu handeln und nicht offiziell zugelassene Bibeln und christliche Literatur zu verkaufen ist genauso verboten wie schon vor 2018 das Einladen von ausländischen Gästen. Mit diesen Maßnahmen der landesweiten „Sinisierung“ der Kirchen zielt die Kommunistische Partei darauf ab, die kulturelle Identität Chinas mit seinen Traditionen gezielt zu fördern und andere kulturelle Einflüsse zu schwächen.
Gemeinden werden dazu gezwungen, nationalistische Lieder im Gottesdienst zu singen, christliche Symbole wie Kreuze werden zwangsentfernt und Kindern unter 18 Jahren ist es verboten, in eine Kirche zu gehen. Sogar Kindern zuhause christliche Lieder beizubringen gilt als Verstoß. Gottesdienste werden vom Sicherheitsdienst und der „Zentralabteilung Vereinigte Arbeitsfront“ der Kommunistischen Partei gestört, Kirchen werden geschlossen, Leiter werden verhaftet und verhört, Vermieter werden dazu gedrängt, Mietverträge mit Gemeinden zu kündigen. Vor allem, wenn Gemeinden in den Fokus der Öffentlichkeit rücken, werden sie schnell zerstört oder geschlossen. Aber nichts davon scheint deren Wachstum zu bremsen.
CHRISTEN IN WUHAN
In der Gemeinde von Pastor Huang Lei in Wuhan trifft man sich aufgrund der Pandemie, wie bei einigen von uns, online zum Gebet, Bibellesen, für Gemeinschaft und Anbetung. Jeden Tag treffen sich mehr als 30 Gruppen online. Vor allem das Feuer für Gebet ist so gewachsen, dass es tägliche Gebetszeiten der ganzen Gemeinde gibt, von einzelnen Gebetsstunden bis 24-stündigen Fasten- und Gebetszeiten. Gerade während der Krise werden auch alte und behinderte Mitglieder besser erreicht, und sogar die lokalen Behörden sind beeindruckt von dem Einsatz und Mut der Christen, die, bevor es zum Lockdown kam, mit Atemschutzmasken und anderen Hilfsmitteln auf den Straßen dienten.
Dass die Behörden Gutes über die Christen verlauten lassen, ist in China keineswegs alltäglich. Denn selbst in Zeiten der Pandemie werden Kirchen immer noch überwacht, angegriffen und geschlossen. Von der Regierung herrscht enormer Druck auf die Beamten, Christen zu schikanieren und zu unterdrücken, um den Glauben an Jesus einzudämmen und die eigene Machtposition zu bewahren. Über 9.500 Kirchen wurden angegriffen, zerstört oder geschlossen. Die Ausgangssperre, so heißt es, wurde aktiv dazu genutzt, um Christen zuzusetzen und z.B. Kreuze zu zerstören.
ERWECKUNG TROTZ VERFOLGUNG
Die Reaktion der Christen auf die Repressionen und Verfolgung, vor und während Corona, ist bezeichnend. Trotz der strikten Religionsvorschriften von 2018 entstehen mit den Hauskirchen immer mehr solcher Gemeinden. Als im selben Jahr eine Hausgemeinde in Peking und eine Kirche belästigt und geschlossen wurden, reagierten mehr als 600 Pastoren nicht registrierter Hauskirchen darauf mit einer unterschriebenen Erklärung, dass dieses Verhalten der Definition der Religionsfreiheit in der chinesischen Verfassung widerspreche. Mit Überwachungskameras in Kirchengebäuden kann die Regierung private Informationen über die Mitglieder der Gemeinden sammeln, um diese anzugreifen und ihre Arbeitsplätze, Wohnorte und Familien unter Druck zu setzen und zu bedrohen. Damit soll erreicht werden, dass sie nicht mehr in die Kirche gehen. Dennoch bleiben zum Beispiel die Mitglieder von Pastor Xiang Ens Untergrundkirche treu und erleben gerade in Zeiten der Verfolgung Erweckung in ihrer Gemeinde – was sie wiederum anspornt, weiterzumachen.
Dietrich Bonhoeffer sagt es treffend in seinem Buch Gemeinsames Leben: „Es ist nichts Selbstverständliches für den Christen, dass er unter Christen leben darf… Es ist Gottes Gnade, dass sich eine Gemeinde in dieser Welt sichtbar um Gottes Wort versammeln darf.“ Die Christen in China sind ein Beispiel dafür, wie kostbar die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen ist. Unter dem Druck und der Gefahr von Verfolgung mit ganz realen Konsequenzen für ihr alltägliches Leben halten sie treu fest an Gottes Versprechen. Und in Zeiten einer globalen Pandemie, in der eine weitere Mauer der Distanzierung zwischen die Gläubigen getrieben werden soll, finden sie Wege, weiter an Jesus festzuhalten. Sie leben das oft zitierte Wort aus der Bibel auf eine Art, die wir uns im Westen kaum vorstellen können: Wer will uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Römer 8,35 [SCH2000]
Und der Lohn dafür ist unaufhaltsam – das Evangelium, die gute Botschaft von Jesus, breitet sich aus, und die Familie Gottes wird größer.
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