Bereit sein für ungewöhnliche Dinge

Zeugnisse Jobst Bittner Gebet Glaube Evangelisation

Jobst Bittner ist zusammen mit seiner Frau Charlotte Gründer des internationa­len TOS Werks und des Marsch des Lebens. Sie kamen aufgrund eines prophetischen Wortes nach Tübingen in Süddeutschland, wo sie studierten und seit 1982 leben. Das TOS Werk zählt international inzwi­schen ca. 1.000 Mitglieder und ist in 12 Nationen in Form von Gemeinden, Gebets­diensten, Rehabilitationseinrichtungen und Kinderhäusern vertreten. All das hätten sich Jobst und Charlotte als Studenten niemals vorstellen können. Aber was sie schon damals wussten war, dass sie dem Herrn uneingeschränkt dienen wollen.

 

Offensiv: Wann kamt ihr nach Tübingen und wie kam es dazu?

JB: Wir kamen als junges Studentenehe­paar nach Tübingen. Charlotte studier­te Alte Geschichte, ich Theologie. Wir wurden damals von unserer Gemeinde in Lüdenscheid mit Handauflegung ausge­sandt. Es war für uns klar, dass der Herr uns gebrauchen will. Wir wussten nur nicht, wie das aussieht.

CB: Das Besondere an unserer Aussendung war, dass sich sowohl unser damaliger Pastor mit seiner Frau als auch wir uns 14 Tage im Gebet zurückzogen. Daraus entstand der starke Eindruck, nach Tübingen zu gehen. Wir wussten aller­dings nicht einmal, wo Tübingen liegt.

JB: In den ersten Jahren in Tübingen ka­men zu unserer Überraschung viele Men­schen zu uns und suchten seelsorgerliche Hilfe. Ursprünglich dachten wir sogar, dass wir ein Seelsorgezentrum gründen.

Offensiv: Wie und wann kam es dann dazu, dass ihr Gemeinde gegründet habt?

CB: 1985 sprach der Herr in einer be­sonderen Gebetszeit im Schwarzwald, dass durch unseren Dienst verschiedene Arbeits- und Dienstbereiche entstehen sollten – und das hat sich dann tatsäch­lich auch Stück für Stück so erfüllt.

JB: Im Anschluss fingen wir mit drei weiteren Ehepaaren an, für die Verände­rung unserer Stadt zu beten. Unsere erste Veranstaltung hatten wir 1987 mit einer ehemaligen Mitarbeiterin von Che Guevara unter dem Motto: „Ich tauschte mein Maschinengewehr gegen die Bibel.“ Wir haben natürlich überall in der Stadt Werbung gemacht. Einige der Plakate wurden heruntergerissen, aber es kamen etwa 600 Personen zu dieser Veranstaltung.

CB: Etwas später fingen wir mit unseren Gottesdiensten an. Wir begannen mit etwa 20 Leuten und wuchsen schnell auf 50 Personen an, sodass unser bis­heriger Raum zu klein wurde. Daraufhin wechselten wir in einen kleinen Saal, der uns von der evangelischen Kirche zur Verfügung gestellt wurde, den „Lamm­keller“ am Tübinger Marktplatz. Dort passten etwa 100 Personen hinein. Das hat uns bis 1989 gereicht. Dann wur­de auch dieser Raum zu klein, und wir sind in unser heutiges Bürogebäude in der Einbahnstraße umgezogen.

JB: Damals kamen viele Leute die ein­fach Hunger nach Gott hatten, kaputte Leute, Leute aus der Esoterikszene. Sie begegneten dem Heiligen Geist und viele bekehrten sich. Für uns war dann die Frage, wie wir diese Neubekehrten in Gemeinden integrieren. Die hiesigen Ge­meinden waren doch sehr irritiert als auf einmal so viele kaputte Leute auftauch­ten. So merkten wir, dass wir etwas tun müssen, um sie geistlich gut zu versorgen. Deswegen haben wir einen Hauskreis gegründet. Dort halfen wir den Leuten, erste Schritte im Glauben zu gehen.

Offensiv: Wow. Ihr sprecht immer wieder davon, dass der Herr zu euch gesprochen hat und ihr das daraufhin umsetzt. Das klingt sehr einfach. Ist es das auch?

JB: Ja und nein. Gott zu folgen ist einfach, weil seine Pläne immer gut sind. Wir müssen nur bereit sein ungewöhnliche Dinge zu tun, wenn der Herr uns darum bittet. Als wir nach Tübingen kamen wa­ren wir 25 Jahre alt. Wir starteten wir dann mit Seelsorge und gründeten an­schließend die Gemeinde. All dies ge­schah parallel zu unserem Studium, das wir, Gott sei Dank, gut zu Ende brachten. Alles passierte unter der klaren Vor­gabe „Kingdom First“. Wir wollten uns vor allem Anderen zuerst um das Reich Gottes kümmern! Und da waren ver­rückte Sachen dabei, da könnten wir noch so einige Geschichten erzählen.

CB: Eine Sache, die nicht unerwähnt bleiben sollte ist, dass der Herr uns sehr gut auf unseren Dienst vorbereitet hatte. Wir lernten in den 70er Jahren ein Pastorenehepaar der reformierten Kirche aus Ungarn kennen, das wir oft besuchten. Bei ihnen haben wir vieles von dem gelernt was man braucht, um im Reich Gottes dienen zu können.

JB: Sie gehörten zu den Gründern der charismatischen Bewegung in der reformierten Kirche in Ungarn. Offensiv: Es geht also um drei wesentliche Dinge: Verbind­liches Leben in der Gemeinde, das Reden Gottes zu hören und kindlich gehorsam zu sein und um jüngerschaftliches Leben, oder?

JB: Jüngerschaftlich zu leben ist ein urbiblisches Modellin dem wir bereit sind zu lernen und dann das Gelernte weiterzugeben. Wir sollten wieder neu bereit sein, uns von geistlichen Eltern und Vorbildern anleiten und prägen zu lassen.

Offensiv: Ich weiß von einem prophetischen Bild das euch seit Jahren begleitet. Könnt ihr etwas darüber sagen?

CB: Wir liefen einen schmalen Bergpfad entlang, in dem vor uns die Fußabdrücke Jesu zu sehen waren. Unser Weg lag im Nebel. Wir konnten kaum sehen, was vor uns liegt. Wir hielten uns an der Hand und folgten den Fußspuren Schritt für Schritt. Jesus zu folgen heißt, von ihm abhängig zu sein und im kindlichen Gehorsam das zu tun, worum der Herr uns bittet. So erleben wir es bis heute: Der Herr zeigt uns immer nur den nächsten Schritt. Wir haben gelernt dem Herrn zu vertrauen, und erleben seit 40 Jahren dass das funktioniert.

JB: Dieses Bild steht eigentlich für unsere Abhängigkeit vom Herrn. Bei Jesus spielt es keine Rolle wie alt oder jung man ist. Entscheidend ist es, den nächsten Schritt zu gehen und nicht stehen zu bleiben – auch dann nicht, wenn man das Ziel nicht kennt oder wenn es ungewöhn­liche Wege sind.

Offensiv: Ein Thema, mit dem viele das TOS Werk verbin­den, ist der Marsch des Lebens. Worum geht es dabei?

JB: Der Marsch des Lebens startete im Jahr 2007 und breitete sich in viele Nationen aus. Es war so, als ob Gott etwas in seine Hände nimmt, hineinbläst und wir eigent­lich nur auf seinen Wegen hinterhergehen mussten. Bisher fanden in 20 Nationen und 400 Städten Märsche des Lebens statt, in denen wir Zehntausende mobilisieren konnten, auf die Straße zu gehen. Wir wünschen uns, dass in jeder Stadt, in jedem Land, rund um Jom HaSchoa (der jüdische Holocaust-Gedenktag; Anm. d. Red.) Märsche des Lebens durchgeführt werden, um eine weltweite Stimme gegen Antisemitismus und für Israel zu erwe­cken. Der Hintergrund ist: Der Marsch des Lebens will erstens an die Schoa erinnern, zweitens steht er für Versöhnung der Nach­fahren der Täter- und der Opfergeneratio­nen des Zweiten Weltkriegs und drittens will er ein gemeinsames Zeichen gegen Antisemitismus und Judenhass und für die Freundschaft zu Israel setzen. Im Jahr 2018 führten wir den March of the Nati­ons in Jerusalem mit 6.000 Teilnehmern durch. Dieses Konzept haben wir für Israel 2019 erweitert, so dass wir den March of the Nations in drei verschiedenen Städten durchführten, was für die Teilnehmer viel persönlicher war. So ist aus den An­fängen eine weltweite Bewegung gewach­sen. Inzwischen gibt es Marsch des Lebens Repräsentanten in vielen Ländern Latein­amerikas, in den USA, England, Finnland, der Schweiz und vielen weiteren Nationen, die immer wieder Märsche des Lebens or­ganisieren. Wir treffen uns bei der Marsch des Lebens Konferenz in Tübingen, die jährlich im Februar stattfindet. Herzliche Einladung an Jeden, dort dabei zu sein.

Offensiv: Das ist wirklich ein sehr interna­tionales und vielfältiges Werk! Wie kann man denn den Dienst am besten kennen­lernen?

JB: Am besten kommt man nach Tübingen (lacht). Der Flughafen Stuttgart ist nur 30 Minuten entfernt und es ist einfach, Tübingen von Stuttgart über die ausgebau­te B27 zu erreichen. Tübingen ist einfach eine Reise wert. Wir laden natürlich in unsere Gottesdienste ein! (Jeden Samstag 20 Uhr und Sonntag 16 Uhr; Anm. d. Red.). Oder man schaut sich die schöne Stadt an. Am Marktplatz gegenüber vom Rathaus liegt unser Innenstadtzentrum „Treffpunkt Jesus Live“, in dessen Keller ein Museum besucht werden kann (Mo-Sa von 10-18 Uhr; Anm. d. Red.). Dort wird in einer professio­nellen Art und Weise von unserer persön­lichen Aufarbeitung und den Märschen des Lebens berichtet. Am einfachsten ist es, sich auf unserer Webseite darüber zu informieren (www.tos.info, Anm. d. Red.), da steht alles drauf.

Offensiv: Vielen Dank, Jobst und Charlotte!