Vom regimetreuen Kommunisten zum gläubigen Christen

Zeugnisse Erweckung Glaube

 

Ralf Schumann ist dreifacher Olympiasieger in der Schnellfeuerpistole. Im Gespräch erzählt er von dem größten Wandel in seinem Leben und warum der drittletzte Platz in London seine besten olympischen Spiele waren.

 

Offensiv: Hallo Ralf, du warst in Tokyo zum ersten Mal als Betreuer und nicht als Sportler bei den olympischen Spielen, wie war der Sichtwechsel?

Es ist wirklich eine ganz andere Situation, weil man nicht mehr aktiv einwirken kann. Ich kann die Sportler nur noch betreuen und den Weg frei machen, dass sie ihre Leistung abrufen können, was uns auch gelungen ist.

 

Offensiv: Du selbst konntest deine Leistung bei etlichen Welt- und Europameisterschaften unter Beweis stellen. Wie wurdest du überhaupt zum Profi?

Fürs Gewehr war ich zu klein, aber mein Trainer hatte mal eine Luftpistole dabei und mit meiner Erfahrung als Gewichtheber war ich der Einzige, der die Scheibe getroffen hat. Im Sportclub hatte ich dann das Glück, die ehemalige DDR-Meisterin als Trainerin zu haben und sie hat mir ihr ganzes Wissen aus den Wettkämpfen weitergegeben. Bei den DDR-Meisterschaften 1978 hatte ich den DDR-Rekord eingestellt und kam später als Sportler in den Sportklub nach Leipzig. 1988 folgten die ersten olympischen Spiele mit dem zweiten Platz.

 

Offensiv: Brauchte es in der DDR nicht eine gewisse Regimetreue, um so gefördert zu werden?

Ich war linientreu, hatte nichts anderes gelernt. Ich war einfach ein ganz normaler Kommunist, habe nicht gebrannt für die Sache, aber ich habe mich damit eins gemacht und bin da ganz normal mitgelaufen. Vom Verband wurden Gelder einbehalten, damit man nichts Falsches sagt und ja keine Kritik an den Trainern äußert und im Ausland waren immer zivile Aufpasser dabei.

 

Offensiv: Bei den olympischen Spielen 2004 hat sich dein Leben für immer verändert. Wie kam es dazu?

Ich wollte unbedingt die dritte Goldmedaille gewinnen und vor den Spielen hatte ich eine Vision, wie ich auf dem Podest in einer großen, weißen Halle stehe. So sieht normalerweise kein Schießstand aus, aber ich hab gedacht: „Egal, nehm ich!“ Beim Wettkampf hat mir dann die Hand gezittert wie ich das noch nie erlebt habe. Sobald ich schoss, war sie absolut ruhig. Am Ende hab ich dann Gold gewonnen und als ich auf dem Weg ins TV-Studio war, hab ich die Fernsehbilder gesehen. Das sah 1:1 aus wie in der Vision vier Monate zuvor. Und in dem Moment kam so ein Schwall von Liebe von oben über mich und ich wusste, das ist Gott und er sagt: „Ralf, du hast immer gesagt, du glaubst nur das, was du siehst. Ich habe dir gerade gezeigt, dass ich real bin. Und ich liebe dich!“ Und das war so ein Erlebnis, ich konnte es nicht fassen. Und hinterher hat mir ein anderer Sportler auch von Jesus erzählt und ich wusste irgendwann, ich muss mich taufen lassen und Jesus nachfolgen.

 

Offensiv: Mittlerweile bist du Personal Coach und Trainer der italienischen Pistolenschützen. Was möchtest du den jungen Athleten mitgeben?

2012 waren meine letzten olympischen Spiele. Ich bin mit Medaillenambitionen hin, aber belegte nur den drittletzten Platz. Als ich an dem Tag aus dem Wettkampf raus bin, hab ich wieder diese Stimme gehört: „Ralf, du bist wertvoll und ich liebe dich, egal was du leistest!“ Ich hab dreißig Jahre in der Nationalmannschaft alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Aber dieser Wettkampf, wo ich zum ersten Mal richtig verloren hab, war für mich der wertvollste, denn dort hat Gott mir gezeigt, welchen Wert ich für ihn habe. Und das möchte ich meinen Sportlern mitgeben. Viele denken noch darüber nach, wenn sie schlecht schießen: „Wie steh ich vor meinen Eltern da, vor meinem Trainer, vor meinen Freunden?“ Ich kann ihnen sagen, geh druckfrei in den Wettkampf, für deinen Wert ist es nicht wichtig, ob du Erster oder Letzter bist.

 

Dieses Interview wurde für das Offensiv Magazin 11/2021 geführt. Hier geht´s zur Offensiv Ausgabe: www.tos.info/offensiv --> Archiv

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